Das immersive Internet stellt Infrastrukturanbieter vor große Herausforderungen. Die Anwendungen des zukünftigen Internets benötigen höhere Bandbreiten und geringere Latenzzeiten als bisher. Deshalb müssen Internet Exchanges (IXs) fortlaufend weiterentwickelt werden. Internetknotenbetreiber müssen modernste Technologien einsetzen, um eine verbesserte Skalierbarkeit und Funktionalität zu erreichen. Gleichzeitig müssen sie den Automatisierungsgrad erhöhen, um die Interconnection der angeschlossenen Unternehmen so einfach wie möglich zu gestalten. Darüber hinaus sind eine möglichst dicht vernetzte geografische Präsenz sowie eine anhaltende Resilienz und Sicherheit dieser kritischen Infrastruktur erforderlich. Nur so können die Bedürfnisse global agierender Unternehmen hinsichtlich Peering, Cloud-Konnektivität und anderer Interconnection-Services mit möglichst geringer Latenz erfüllt werden. Dr. Thomas King, CTO von DE-CIX, einem Pionier im Bereich der Interconnection, erläutert, wie der Internet Exchange der Zukunft gestaltet sein muss.
Ein solcher Internetknoten der nächsten Generation ermöglicht einen Datenaustausch mit geringer Latenz, ist vollständig automatisiert, sehr sicher und daher resilient. Die folgenden Aspekte sind essenziell:
1. Automatisierung von Verbindungen, Wartung und Statistik
- Roboter für schnelle und einfache physische Verbindungen
In stark vernetzten Rechenzentren sollten Patch-Roboter installiert werden, um den manuellen Aufwand bei der Interconnection so gering wie möglich zu halten.
- Monitoring und Statistik als nächste Automatisierungsschritte
Ein IX der Zukunft sollte über seine API und das Self-Service-Portal vor Datenverkehrsanomalien warnen und statistische Informationen bereitstellen. Darüber hinaus sollten die Kunden die Möglichkeit haben, computerlesbare Wartungsmeldungen in ihre Automatisierungs-Toolchain zu integrieren.
- Self-Service-Portal für mehr Flexibilität und Übersichtlichkeit für Kunden
Ein solches Self-Service-Portal muss auch dazu genutzt werden, damit Kunden Interconnection-Services und Zugangsports selbst verwalten können. Kunden benötigen Echtzeit-Monitoring, Nutzungsstatistiken für alle Dienste sowie ein vollständiges Vertragsmanagement in Eigenregie. Dazu gehört auch die Bereitstellung und Anpassung der genutzten Bandbreiten und Services in Echtzeit.
2. Skalierbarkeit der nächsten Generation
Die Hardware muss in Bezug auf die Gesamtbandbreite und die Portdichte auf die Größenanforderungen des jeweiligen Standortes angepasst werden können. Das bedeutet, dass die Hardware für kleine bis große IXs skalierbar sein muss, sowohl in Bezug auf die Anzahl der Ports pro Linecard als auch darauf, wie viele Linecards in ein Gehäuse passen. Die Anforderungen an die Skalierbarkeit gelten auch für die Portgrößen, die von jedem Gerät aufgenommen werden können. In Zukunft werden hochleistungsfähige Interconnection-Plattformen benötigt, die nicht nur 400GE Anschlüsse, sondern 800GE- und (im Anschluss an zwei Jahrzehnte GE) Terabit-Ethernet (TE)-Anschlüsse bieten, um die wachsende Bandbreite zu bewältigen, die neue immersive Anwendungen mit sich bringen werden. Im Jahr 2023 wird zum erstmals ein 800GE-Zugang an einem IX verfügbar sein, nämlich am DE-CIX in Frankfurt.
3. Redundanz für hohe Ausfallsicherheit
IX-Betreiber müssen die eingesetzte Hardware weiterentwickeln und sicherer machen, damit sie auch in Zukunft zuverlässig funktioniert und bei kritischen Anwendungsbereichen die nötige Sicherheit bietet. Ein redundanter Einsatz dieser Hardware ist dabei unerlässlich. Die nächste IX-Generation wird folgende Komponenten benötigen:
- Neueste Hardware für mehr Energieeffizienz
IX-Betreiber sollten ihre Ausrüstung kontinuierlich auf die neuesten Versionen aufrüsten. Jedes Upgrade führt zu neuen Funktionen, höherer Kapazität, größerer Zuverlässigkeit und einer deutlichen Senkung des Stromverbrauchs.
- Physikalische Redundanz durch geografische Verteilung
Eine leistungsstarke Interconnection-Plattform sollte über viele verschiedene, geografisch verteilte Rechenzentren zugänglich sein. So kann sie, zusammen mit der redundanten, hauseigenen Core- und Edge-Netzinfrastruktur, eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber lokalen Störungen gewährleisten. Der Eintritt in neue Märkte mit neuen Standorten und deren Anbindung an das bestehende IX-Ökosystem erhöht zusätzlich die Redundanz der gesamten Infrastruktur und die Verfügbarkeit der Interconnection-Services.
4. Steigende Sicherheitsanforderungen für kritischen Infrastrukturen
Da heute mehr kritische Daten denn je übertragen werden, sind die Anforderungen an die digitale Infrastruktur entsprechend gestiegen. Die Hardware der Zukunft muss daher ein Höchstmaß an Sicherheit bieten. Betreiber kritischer Infrastrukturen — dazu zählen IXs — müssen internationale Standards für den sicheren Betrieb, wie ISO/IEC 22237 und ISO 27001, erfüllen.
5. Unternehmenssegment treibt Entwicklung von Zusammenschaltungsdiensten voran
Aus Produktsicht nimmt die Nachfrage nach spezielleren, auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittenen Interconnection-Services weiter zu. Ein Schwerpunkt für IX-Betreiber wird die Cloud-Konnektivität und die Entwicklung von Kapazitäten für eine Cloud-to-Cloud-Kommunikation mit niedriger Latenz sein. Ein Cloud-Router-Service bietet beispielsweise einen direkten und privaten Datenaustausch mit hoher Performance zwischen verschiedenen Cloud-Umgebungen. Anwendungen profitieren von verbesserter Performance, geringeren Latenzzeiten sowie erhöhter Sicherheit und Schutz vor Cyber-Attacken. Darüber hinaus sind die bereits erwähnten Aspekte der Automatisierung, der Bereitstellung von Überwachungs- und Statistik-Tools, APIs und eines Self-Service-Portals wesentliche Bestandteile, um dem Unternehmenssegment einen vereinfachten Zugang zu und ein vereinfachtes Management von Interconnection-Services zu ermöglichen.
Fazit
Mit der zunehmenden Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen sowie der wachsenden Abhängigkeit unserer Wirtschaft vom Datenaustausch wird eine leistungsfähige, belastbare und sichere Interconnection zu einem immer wichtigeren Erfolgsfaktor. Die Infrastruktur der nächsten Generation muss daher schon heute konzipiert und aufgebaut werden. Bei DE-CIX sind wir bereits auf einem guten Weg. Wir haben ein erstklassiges Forschungs- und Entwicklungsteam und technische Teams, die zu den neuesten Standards und Best Practices beitragen. Darüber hinaus arbeiten wir erfolgreich mit anderen IX-Betreibern und zuverlässigen Hardware-Lieferanten zusammen. Gemeinsam entwickeln und bauen wir den Internet Exchange der Zukunft. So bereiten wir uns auf die nächste Generation von Inhalten, Produkten und Anwendungen vor.